Wozu kann ich mir außerdem kollegiales Feedback einholen?
Aufgrund der Komplexität des Unterrichtsgeschehens mit den vielen Einflussfaktoren auf Schülerverhalten und -leistungen und der Fülle an Handlungsalternativen, über die eine Lehrperson verfügt, ist kollegiales Feedback zum Unterricht besonders wertvoll:
Kollegiales Feedback verbindet die Außenperspektive eines Unbeteiligten mit der Professionalität eines Kollegen bzw. einer Kollegin.
Ein Schülerfeedback vermag das nicht zu leisten. Deshalb steht die kollegiale Hospitation im Zentrum kollegialen Feedbacks.
Über ein solches Feedback hinaus können Rückmeldungen von Kollegen hilfreich sein für das berufliche Handeln außerhalb des Unterrichts. Denn die Zusammenarbeit mit Kollegen spielt im Lehrberuf eine wichtige Rolle: Beispielsweise werden didaktische Jahrespläne oder komplexe Lernarrangements im Team ausgearbeitet und abgestimmt, auch das Erstellen von Prüfungen und der Aufbau von mebis-Kursen erfolgen häufig in Teamarbeit.
Weil die gemeinsam, oft arbeitsteilig, erstellten Unterlagen in der Fachschaft bzw. Abteilung i. d. R. breit und wiederholt zum Einsatz kommen, sollte damit ein hoher Qualitätsanspruch verbunden sein und eine Weiterentwicklung im Interesse der Beteiligten liegen. In diesem Sinne sind gegenseitige Rückmeldungen, die auch konstruktive Kritik einschließen, ein wertvoller Bestandteil kollegialer Zusammenarbeit. Allerdings sind Kollegen erfahrungsgemäß sehr zurückhaltend darin, ungefragt Kritik zu üben: Denn angesichts des besonderen Engagements, das der Teamarbeit häufig zugrunde liegt, haben sie Sorge, das Gegenüber zu kränken und für eine weitere Zusammenarbeit zu demotivieren.
Deshalb ist es wichtig, im Rahmen von Teamarbeit aktiv von den Kollegen Rückmeldungen einzuholen zu seinem Arbeitsanteil (z. B. zu arbeitsteilig erstellten Stundenentwürfen) und zu seinem Handeln darüber hinaus (z. B. zur Einhaltung von Absprachen). Offenheit gegenüber Anstößen zur Verbesserung erleichtert es anderen, Feedback zu geben, und trägt zu einem freien Austausch konstruktiver Einschätzungen im Arbeitsteam, in der Fachschaft oder der Abteilung bei.
Im Sinne des 360-Grad-Feedbacks und einer Feedbackkultur ist eine gewisse Institutionalisierung kollegialer Rückmeldungen in Fachschaften bzw. Abteilungen und übergreifenden Arbeitsgruppen/-kreisen gut vorstellbar; auch in Leitungsteams werden inzwischen vielfältige Formen kollegialen Feedbacks zum außerunterrichtlichem Handeln der Führungskräfte praktiziert.