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Meilensteine von Qualitätsmanagement an beruflichen Schulen

In der Folge des Schulversuchs „Profil 21“ und als Konsequenz aus seinen Ergebnissen wurde mit der Konzeption eines Qualitätsmanagementsystems an beruflichen Schulen begonnen. QmbS sollte das methodische Repertoire für die Selbststeuerung der Schulen bereitstellen.[1]

„Aufgrund neuer Technologien und Berufe ändern sich die pädagogischen, aber auch die personellen und strukturellen Anforderungen an die beruflichen Schulen ständig. Die zunehmend komplexen Aufgaben können von den Schulen nur dann erfüllt werden, wenn sie stärker als bisher in die Lage versetzt werden, sich selbst weiterzuentwickeln. Hierzu bedarf es größerer Gestaltungsspielräume und eigenverantwortlicher Steuerung“ (Güttler & Zöller, 2007, S. 1).


[1] Einen Überblick über die Genese von QmbS, von ersten konzeptionellen Überlegungen über die Implementation bis zur Sicherung der Nachhaltigkeit gibt Zöller, 2017.

Projektauftrag

Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, KMS vom 19.07.2006 heißt es:

„Das zu entwickelnde Qualitätsmanagementsystem soll auf dem pädagogischen Qualitätsentwicklungskonzept „Q2E – Qualität durch Evaluation und Entwicklung“ basieren, die entsprechenden Instrumente zur internen und externen Evaluation berücksichtigen und eine enge Anbindung zum beruflichen Qualitätsentwicklungsmodell „Operativ Eigenständige Schule“ (OES) in Baden-Württemberg ermöglichen" (vgl. KMS vom 19.07.2006).

Aus diesen Vorgaben heraus entstand am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung das Projekt „Qualitätsmanagement an beruflichen Schulen in Bayern“, kurz QmbS.

Konzeptbausteine

Q2E (Qualität durch Evaluation und Entwicklung) als langjährig erprobtes und auf die Bedürfnisse von Schulen ausgerichtetes Grundmodell bildet die Basis für ein Qualitätsmanagementsystem, das an die bayerischen Strukturen angepasst wurde. Bei Q2E handelt es sich um ein Qualitätsmanagementsystem, das in der Schweiz vor allem für die Sekundarstufe II an berufsbildenden Schulen entwickelt und erprobt wurde (vgl. Landwehr & Steiner, 2008).

Das baden-württembergische Konzept „Operativ Eigenständige Schule" (OES) zielt auf eine zusätzliche Stärkung der pädagogischen und fachlichen Erstverantwortung der beruflichen Schulen. Im Mittelpunkt steht die Sicherung und Entwicklung der Unterrichts- und Schulqualität durch ein systematisches Qualitätsmanagement. Daneben wird eine Erweiterung der betriebswirtschaftlichen Gestaltungsräume in den Blick genommen.

Die externe Evaluation in Bayern sieht vor, dass jede staatliche Schule in einem Abstand von fünf bis sechs Jahren evaluiert wird (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 2010a). Diese Qualitätsüberprüfung versteht sich als Rahmen, innerhalb dessen von der Schule eine eigenverantwortliche und kontinuierliche Qualitätsentwicklung geleistet werden soll. Über Zielvereinbarungen zwischen Schule und Schulaufsicht, die auf dem Evaluationsbericht der externen Evaluation basieren, wird die innerschulische Entwicklungsarbeit zielgerichtet angeregt.

Bei der internen Evaluation ist die einzelne Schule selbst für den gesamten Evaluationsprozess verantwortlich. Sie bewertet die eigene Praxis mit dem Ziel, sich zu verbessern und weiterzuentwickeln (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 2010b).

Meilensteine der Entwicklung von QmbS

Implementation von QmbS (ab dem Schuljahr 2009/10)

Ab dem Schuljahr 2009/10 wurde QmbS an den ca. 160 staatlichen beruflichen Schulzentren in sieben Staffeln von jeweils etwa 20 Schulen über einen Zeitraum von zwei Jahren implementiert. Die Schulleiterinnen und Schulleiter und die QmbS-Beauftragten dieser Schulen wurden zu Workshops eingeladen, bei denen über die einzelnen Bausteine diskutiert und die praktischen Erfahrungen ausgetauscht wurden. Parallel dazu wurden von der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Einführungs- und Grundlagenkurse zu den verschiedenen QmbS-Elementen angeboten. Aufgrund der personellen Fluktuation in den örtlichen QmbS-Teams werden solche Fortbildungen auch weiterhin regelmäßig durchgeführt. So wurde QmbS an den bayerischen staatlichen beruflichen Schulzentren behutsam und sorgfältig eingeführt.

Evaluation von QmbS (2015 und 2017)

Die Einführung von QmbS an den ersten 105 beruflichen Schulzentren der Staffeln 1 bis 5 wurde in zwei Befragungszyklen im Schuljahr 2013/14 und 2015/16 evaluiert. Bei der Ersterhebung wurden die QmbS-Teammitglieder befragt, um Aussagen zur Tiefe der Implementation und das Zusammenwirken der QmbS-Bausteine treffen zu können. Bei der Folgeerhebung wurden dann alle Kolleginnen und Kollegen der Schulen um eine Einschätzung über die Wirkungen von QmbS auf zentrale Bereiche ihrer Schule gebeten (z. B. Klassenklima, Unterrichtsqualität; vgl. Magister & Schaal, 2017, S. 225 ff.).

Die Untersuchungen ergaben sehr zufriedenstellende Ergebnisse sowohl was die Einführung von QmbS an den Schulen betraf als auch die Wirkungen, die von einem systematischen Qualitätsmanagement erwartet werden: „Insgesamt ergeben sich durch die Evaluation viele Hinweise auf den Erfolg von QmbS, der auf dem Engagement der Lehrkräfte beruht und des Einsatzes zeitlicher Ressourcen bedarf“ (S. 241). Die Autoren der Studie stellen fest, dass insbesondere die Umsetzung des Individualfeedbacks zur Entstehung einer Feedbackkultur an den Schulen beigetragen hat (S. 241). Die Wirkungen des Qualitätsmanagementsystems scheinen in der Einschätzung der beteiligten Lehrkräfte mit Ausnahme des Individualfeedbacks nicht unmittelbar mit bestimmten Elementen von QmbS zusammenzuhängen, sondern eher mit der Ausbildung und Etablierung einer übergreifenden Qualitätskultur an der Schule.

Weiterentwicklung und Nachhaltigkeitsphase (ab 2016)

Nach der sukzessiven Implementation von QmbS wurden Überlegungen angestellt, wie die systematische Qualitätsarbeit der Schulen gestützt und die aufgebauten Strukturen nachhaltig gesichert werden können. Seit Mitte des Schuljahres 2016/17 besteht das Angebot für die beruflichen Schulen, sich an einem Projekt zur Weiterentwicklung von QmbS zu beteiligen. Bewerben konnten sich jährlich etwa 40 Schulen, wenn sie sich Ziele setzten aus einem der bildungspolitisch priorisierten Handlungsfelder Migration, Inklusion oder digitale Bildung und diese Ziele in ihr schulspezifisches Qualitätsverständnis (SQV) und Schulentwicklungsprogramm (SEP) aufnahmen. Unterstützung erhalten die Schulen seither durch Fortbildungsmaßnahmen in den jeweiligen Handlungsfeldern, gepaart mit einem Erfahrungsaustausch über die Umsetzung ihrer Ziele mit den Mitteln von QmbS und eine kontinuierliche Prozessbegleitung durch ein QmbS-Beratertandem. Seit 2019/20 sind alle beruflichen Schulen an dem Projekt beteiligt und können auf diese Unterstützung dauerhaft zurückgreifen. Seit Januar 2021 hat sich eine Neuausrichtung der bildungspolitischen Handlungsfelder ergeben. Neben der digitalen Bildung sind auch die Wertebildung und Demokratieerziehung zu priorisieren. Ein neuer Fokus hat sich auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ergeben, indem sich Schulentwicklungsarbeit vermehrt auch mit den Fragen von Ressourcen, Umwelt-und Naturschutz und dem Zusammenspiel von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigt. Zudem versucht man mit dem neuen Schwerpunktthema "Strategien zur Bewältigung einer zunehmenden Heterogenität" mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit für die Schülerinnen und Schüler zu erzielen.