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Schulentwicklung in Bayern » Themenfelder » A wie ... Alltagskompetenzen

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A wie ...

„Begegnung auf Augenhöhe“ – betiteln Förtsch/Stöffler ein Kapitel zum Thema Führung im schulischen Kontext. „Führung“, „Management“ und „Steuerung“, alle drei Begriffe stehen in Verbindung mit der Leitung bzw. dem Leitungshandeln einer Schule, wobei Führung als Leitkategorie gesehen werden kann (Rolff, Konfluente Leitung, S. 101). 

Schulleitungen stehen tagtäglich vor zahlreichen Herausforderungen, die von Jahr zu Jahr zuzunehmen scheinen (vgl. Dubs: Modell zur Führung einer Schule). Wie kann eine Schulleitung den Ansprüchen der Lehrerschaft, der Eltern und Erziehungsberechtigen, Schülerschaft, Verwaltung etc. dabei gerecht werden? Wie kann eine Schule geführt werden, in der alle gerne arbeiten, lernen, lehren, mitwirken? Zunehmend taucht im Kontext dieser Frage der Begriff „agile Führung“ auf.

Das Konzept „Agilität“ stammt aus der Systemtheorie von Organisationen (1950er Jahre). Der amerikanischen Soziologe und Sozialpsychologe Talcott Parson nennt in seinem AGIL-Modell vier Phasen, die seines Erachtens jedes soziale System durchlaufen muss, um auf Dauer fortzubestehen:

  • Adaption — Anpassung eines Systems an sich verändernde Bedingungen 
  • Goal-Attainment — Zielverfolgung und Zielerreichung
  • Integration — Eingliederung, Zusammenhalt eines Systems herstellen und verankern
  • Latent Pattern Maintenance — Aufrechterhalten erreichter Strukturen

Zeitnah, dynamisch, flexibel, zielorientiert, prozessorientiert, aktiv, anpassungsfähig, eigenverantwortlich, vertrauensvoll ... All diese Begriffe stehen in Verbindung mit einer agilen Haltung. Und was bedeutet das für eine agile Schulentwicklung? Matthias Förtsch und Friedemann Stöffler kommen zu folgendem Schluss:

 

  1. „Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Gremien und hierarchische Struktur. [...]
  2. Das Funktionieren des Schullebens ist wichtiger als umfassende Dokumentation. [...]
  3. Zusammenarbeit mit allen am Schulleben Beteiligten ist wichtiger als Regelungen und Zuständigkeiten. [...]
  4. Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als Befolgen eines Plans. [...]“ (Förtsch/Stöffler, S. 12)

Agile Methoden wie Design Thinking, Kanban oder Scrum sind ein Hilfsmittel, um Schulentwicklung und Unterricht neu zu denken bzw. weiterzudenken. Fortbildungen zu diesen Themen finden sie unter FIBS.

Als Merkmale eines agilen Führungsstils an Schulen finden sich folgende Aspekte: 

  • offene Kommunikation: Die Schulleitung ist präsent, d.h. spontane Gespräche mit Lehrkräften im Lehrerzimmer oder mit Schülerinnen und Schülern auf den Fluren gehören genauso dazu wie fest vereinbarte Termine. 
  • Transparenz: Die Schulleitung kommuniziert an die betroffenen Personengruppen wichtige Vorgänge, Entscheidungen etc. Sie hört verschiedene Meinungen an, macht Entscheidungsprozesse für alle nachvollziehbar (z.B. Rundschreiben, Kurzinformationen). 
  • Vertrauen - Fordern, Fördern: Schulleitung und Lehrerschaft vertrauen einander. Die Schulleitung fordert Einsatzbereitschaft, fördert und unterstützt aber auch das Kollegium in unterschiedlichen Belangen. Dabei müssen alle Beteiligten ihre Bedürfnisse klar kommunizieren, auch, um Missverständnissen vorzubeugen.
  • Struktur und Selbstverantwortung: Ein agiler, demokratischer Führungsstil bedeutet nicht, dass jeder machen kann, was er will. Im Gegenteil: Gemeinsam werden Regeln für ein Miteinander aufgestellt, z. B. über ein Leitbild, Schulentwicklungsprogramm etc. Dabei ist es wichtig, dass allen Beteiligten strukturelle Vorgaben/Vereinbarungen bekannt sind und sie innerhalb des gesteckten Orientierungsrahmens auch Möglichkeit zu selbstverantwortlichem Handeln haben. 
  • Wertschätzung: Die Schulleitung zeigt ihre Wertschätzung durch persönliche Gespräche, Dank, Gratifikationen (z. B. auch nach Absprache mit Lehrer-, Elternvertretungen) etc.. Sie holt sich aber auch immer wieder Feedback über ihr eigenes Handeln ein (Gespräche mit verschiedenen Gremien der Schule, Befragungstools).

Zahlreiche Fortbildungsangebote zum Themenbereich „Personalführung“ finden sie auf der Homepage der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen. 

Weiterführende Literatur:

  • Dubs, R. (2019): Die Führung einer Schule. Leadership und Management, e-book (Steiner-Verlag).
  • Förster, K., Wendler, R. (2012): Theorien und Konzepte zu Agilität in Organisationen, Dresdner Beiträge zur Wirtschaftsinformatik, Nr. 63/12, Technische Universität Dresden. Zu finden als PDF unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-129603
  • Förtsch, M./Stöffler, F. (2020): Die agile Schule. 10 Leitprinzipien für Schulentwicklung im Zeitalter der Digitalisierung, 2. Auflage, Hamburg (AOL-Verlag). 
  • Frei, Ch./Koch, F. (2021): Schulen agil entwickeln: 42 Karten für Schulleitungen (Beltz-Verlag).
  • Gloger, B. (2022): Selbstorganisation braucht Führung: Die einfachen Geheimnisse agilen Managements, ebook.
  • Mittelbach, T. (2020): Scrum in die Schule!: Zeit für mehr Agilität im Unterricht, Visual Ink Publishing.
  • Parsons, T., Platt, G. M. (1973): The American University, Cambridge, siehe v. a. S. 10-29.
  • Rolff, H.-G. (2019): Konfluente Leitung –  Leitung als Trias von Führung, Management und Steuerung. In: Rolff, H.-G.: Wandel durch Schulentwicklung. Essays zu Bildungsreform und Schulpraxis, Weinheim Basel (Beltz), S.101-108.

Gemäß den obersten bayerischen Bildungszielen, Art. 131 der Bayerischen Verfassung, gehört es zur Aufgabe der Schulen, neben der Vermittlung von „Wissen und Können“ auch „Herz und Charakter“ der Heranwachsenden zu bilden und sie somit in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.

Alltagskompetenzen leisten hierbei einen entscheidenden Beitrag. Daher sind sie in enger Verzahnung mit den vierzehn weiteren schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen unter dem Begriff „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ für alle Schularten verbindlich im LehrplanPLUS verankert und somit Bestandteil einer umfassenden schulischen Persönlichkeitsbildung.

Hier gelangen Sie zu weiteren Informationen:

Das Themenportal „Bayern gegen Antisemitismus“ unterstützt bayerische Lehrkräfte dabei, sich entschieden allen Formen des Antisemitismus entgegenzustellen. Dafür bietet das Portal eine Vielzahl von Materialien und Informationen, die sowohl der Prävention als auch der Intervention dienen können.

Aktuell gibt es 135 von der Bundesrepublik geförderte Deutsche Auslandsschulen (DAS). Informationen rund um das Deutsche Auslandsschulwesen finden Sie über das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten. Zentralstelle für das Auslandsschulwesen.

Augmented Reality (AR) bezeichnet eine „erweiterte Realität“, die durch Unterstützung von Computeranimationen entsteht. Virtual Reality, Augmented Reality sowie 360-Grad-Videos können inzwischen nicht nur von Profis erstellt werden, sondern auch Schülerinnen und Schüler bauen sich heute schon mit Hilfe von Programmen ihre eigenen virtuellen Realitäten. ... und das geht auch im Unterrichtskontext. 

Informationen / Beispiele erhalten Sie unter: