Wodurch zeichnet sich Individualfeedback gegenüber Feedback aus?
In welchem Verhältnis stehen die Bezeichnung „Individualfeedback“ und der häufig verwendete Begriff „Feedback“ zueinander genau?
IF ist ein besonderes, komplexes Feedback, das sich gegenüber einem Feedback durch zwei Merkmale auszeichnet:
Prozesshaftigkeit
Als Entwicklungsinstrument ist ein IF zum einen ein Prozess mit verschiedenen Phasen, einschließlich einer sich anschließenden Reflexion und angestrebten Veränderungen.
Gewisser Umfang der Rückmeldungen hinsichtlich dreier Dimensionen
Damit IF die Weiterentwicklung des FN unterstützen kann, ist mit einem solchen Feedback zudem ein gewisser Anspruch verbunden, was den Umfang der Rückmeldungen betrifft. Der Umfang eines Feedbacks bemisst sich nach drei Dimensionen, zu denen es bei einem Feedback bzw. IF gleichsam Variablen gibt, die bei der einzelnen Durchführung konkretisiert werden:
Die Rolle des FG kann von einer Einzelperson (z. B. bei der kollegialen Hospitation), mehreren Personen (z. B. einer Fachschaft beim Führungskräftefeedback), vielen Personen (z. B. einer Klasse beim Schülerfeedback) oder sehr vielen Personen (z. B. dem Kollegium beim Führungskräftefeedback des Schulleiters/der Schulleiterin) eingenommen werden.
Je größer die Anzahl der Personen ist, die dem FN ihre subjektive Einschätzung mitteilen, desto höher wird die Bereitschaft des FN sein, dieses Bild der Außenwahrnehmung seines Handelns anzunehmen und letztlich entsprechende Änderungen anzustreben, d. h. das Feedback als Entwicklungsinstrument zu nutzen.
Der FG bezieht seine Rückmeldungen auf einen bestimmten Zeitraum, der vom FN festgelegt und zu Beginn der Durchführung kommuniziert wird. Grundsätzlich gilt: Eine längere Zeitspanne, die der FG rekapituliert, hat ein facettenreicheres, vielschichtigeres Außenbild des FN-Handelns zur Folge. Wenn dagegen ein kurzer Zeitausschnitt, in dem der FN erlebt wird, die Grundlage des Feedbacks bildet, erhält der FN punktuellere Informationen darüber, wie sein Handeln auf andere wirkt.
Der Zeitraum, zu dem ein Feedback erbeten wird, kann beim Führungskräftefeedback z. B. die Dauer eines Redebeitrags in einer Veranstaltung sein, eine Fachsitzung, eine Lehrerkonferenz, ein Schuljahr oder auch die zweijährige Tätigkeit einer Schulleiterin oder eines Stellvertreters umfassen. Ein Schülerfeedback bezieht sich häufig auf eine Unterrichtsstunde, eine Unterrichtssequenz oder ein Schulhalbjahr.
Als bereichernd und als Grundlage für eine Weiterentwicklung wird ein FN ein Feedback erleben, das inhaltlich reichhaltig ist und ihm Aufschluss gibt über verschiedene Aspekte und damit ein einigermaßen breites Spektrum der Wirkung seines Handelns. Abgesehen von dem oft empfundenen Mehrwert qualitativer, d. h. freier Rückmeldungen, sollte ein IF die Einschätzungen zu mehreren verschiedenen Feedbackaspekten einholen, wie dies solche Methoden wie der Fragebogen, die Fünf-Finger-Methode, die Vier-Ecken-Methode oder die Zielscheibe leisten. Ein Feedback, das nur einen einzelnen Aspekt oder sehr wenige Gesichtspunkte des FN-Handelns ins Auge fasst (z. B mittels der Daumenprobe), erfüllt als solches nicht den Anspruch eines IF, dessen Durchführung im Rahmen von QmbS einmal pro Schuljahr erwartet wird.