Wie gelingt Individualfeedback? Feedbackregeln
IF hat ein hohes Potenzial. Dass dieses ausgeschöpft wird, ist allerdings nicht selbstverständlich. Die Beteiligten sollten die folgenden Richtlinien bzw. Feedbackregeln beachten, damit der IF Prozess gelingt und wirksam wird.[1]
Weil die Initiative zum IF vom FN ausgeht, muss er im Vorfeld des Feedbackprozesses darauf achten, dass der FG weiß, was IF bedeutet, und in seiner Rolle entsprechend kompetent ist. Ggf. muss er ihm die erforderlichen Informationen in geeigneter Weise zukommen lassen und in das Thema "Feedback" einführen.
Der Feedbacknehmer
- hat echtes Interesse an den Rückmeldungen und ist wirklich bereit, sein Handeln zu reflektieren und ggf. zu ändern,
- entscheidet selbst, von welcher Einzelperson oder welcher Gruppe er Feedback einholen möchte,
- bestimmt selbst den Zeitpunkt des Feedbacks,
- überlegt sorgfältig, zu welchen Aspekten und zu welchem Zeitraum er Feedback einholen möchte,
- achtet auf die Veränderbarkeit der thematisierten Aspekte,
- berücksichtigt die Einschätzungskompetenz des FG,
- betrachtet das Feedback als Geschenk und bedankt sich dafür,
- fühlt sich durch vorgetragene Kritik nicht zur Rechtfertigung seines Handelns herausgefordert,
- klärt zusammen mit dem FG Ergebnisse, die ihm unklar geblieben sind,
- überlegt, welche Veränderungen er ableiten möchte, und formuliert Ziele,
- überprüft einige Zeit später, inwieweit die Veränderungsziele erreicht worden sind,
- hat die Datenhoheit, d. h., er alleine entscheidet darüber, wem und in welcher Form er welche Ergebnisse mitteilt und damit auch, in welchem Umfang und in welcher Weise er die Ergebnisse einer FG-Gruppe spiegelt.
Beim FN sind die „richtige“, d. h. offene und lernbereite innere Haltung sowie das Ableiten von Veränderungen grundlegend für die Wirksamkeit.
Dafür, dass das Feedback vom FN angenommen werden kann, ist der FG in erster Linie, aber nicht alleine verantwortlich. Schon beim Einholen der Rückmeldungen kann der FN durch entsprechende Informationen und Fragestellungen dazu beitragen, dass das Feedback „richtig“ gegeben wird.
Der Feedbackgeber
- gibt freiwillig Feedback,
- äußert seine ganz subjektive Einschätzung und formuliert entsprechend als Ich-Botschaft,
- bezieht sich auf die Ebene des konkreten und veränderlichen Handelns, nicht auf Persönlichkeitsmerkmale des FN,
- ersucht bei mündlichem Feedback zu unterscheiden zwischen beobachteter Handlung und subjektiver Deutung bzw. Wirkung auf sich,
- bemüht sich darum, dass sich positive und verbesserungswürdige Aspekte in seiner Rückmeldung die Waage halten,
- formuliert verbesserungswürdige Aspekte konstruktiv und auf die Zukunft gerichtet, ggf. als Beschreibung des aus seiner Sicht gewünschten Handelns, wenn er zugleich Adressat des Handelns ist,
- ist sich der Subjektivität seiner Einschätzung immer bewusst und hütet sich vor Verletzungen, Urteil und Besserwisserei,
- behandelt die Inhalte des Feedbackprozesses, insbesondere die Ergebnisse, diskret.
Diese grundlegenden Regeln tragen erheblich zu einem gelingenden Individualfeedback bei. Bei der Darstellung spezifischer Formen des IF wird auf diese Regeln Bezug genommen: #Schülerfeedback, kollegiale Hospitation, Führungskräftefeedback
[1] Die Wirksamkeit von IF wird ausführlicher thematisiert in Wondra, 2017, in Bezug auf das Schülerfeedback in Wondra, 2015.