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Agilität des Qualitätsmanagements

Vorbehalten gegen Qualitätsmanagementsysteme

Vielerorts, insbesondere in pädagogischen Kreisen, werden immer wieder Vorbehalte gegenüber dem Qualitätsmanagement zum Ausdruck gebracht:

  • QM-Systeme kommen aus der Wirtschaft, sind auf Effektivität und Effizienz ausgerichtet und auf die Schule nicht oder nur bedingt übertragbar.
  • QM-Systeme sind im pädagogischen Alltag zu starr und können den schulischen Erfordernissen nicht flexibel genug angepasst werden.
  • Pädagogisches Handeln ist ein äußerst komplexes Tun, das sich in den seltensten Fällen auf lineare Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zurückführen lässt (vgl. dazu Luhmann & Schorr, 1982). Das Unterrichten folgt deshalb auch keinem standardisierten Regelsystem, die Lehrkraft muss vielmehr unterschiedliche didaktische Anforderungen immer wieder neu austarieren (vgl. z. B. Wernke & Zierer, 2016). Dazu kann ein QM-System nur wenig beitragen.
  • Der Aufwand für die Dokumentation des Schulentwicklungsprozesses bindet Ressourcen und hindert nur daran, sich um die wirklich wichtigen Fragen von Schule und Unterricht zu kümmern.

Die Erfahrungen zeigen etwas anderes: Schulen versprechen sich Vorteile vom Qualitätsmanagement

Schon Ende der 90er-Jahre nahmen berufliche Schulen aus Bayern an einem Modellversuch teil, der belegen konnte, dass Schulen durchaus erfolgreich mit Qualitätsmanagementsystemen arbeiten können und sich davon Vorteile versprechen (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, 2003). Auch der Bericht über die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation von QmbS bestätigt positive Wirkungen, insbesondere beim Aufbau einer Qualitätskultur (Magister & Schaal, 2017, S. 225 ff.).

Qualitätsmanagement hilft der Schule und ihren Lehrkräften dabei, sich in einer ständig verändernden Lebens- und Arbeitswelt zu orientieren und in Bezug auf neue Anforderungen und gesellschaftliche Erwartungen handlungsfähig zu sein. Dieser Wandlungsprozess betrifft auch das QM-System selbst.

QmbS beansprucht, ein flexibles System zu sein, mit dem man neuen Herausforderungen sowohl auf der Inhaltsebene (Handlungsfelder, Ziele) als auch auf der Prozessebene (Arbeitsstrukturen und -methoden) begegnen kann. Das QmbS-Team muss sich deshalb den Nutzen der Strukturen und Prozesse für die anstehenden Aufgaben der Qualitätsentwicklung immer wieder bewusst machen und diese den Gegebenheiten entsprechend anpassen. Eine solche Vergewisserung der eigenen Strukturen und Prozesse wird in der Literatur unter dem Titel „Agilität“ geführt:

Agilität meint, beweglich zu sein im Handeln und Herausforderungen proaktiv zu begegnen.

Prinzipien eines agilen Qualitätsmanagementsystems

Das übergeordnete Ziel eines schulischen Qualitätsmanagements ist die systematische und nachhaltige Entwicklung der Schule. Ein Qualitätsmanagementsystem bietet ein Instrumentarium, mit dem die Schule dem gesellschaftlichen Wandel und den bildungspolitischen Herausforderungen begegnet mit dem Ziel, den gesetzlichen Bildungsauftrag zu realisieren und den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler zu sichern. Durch die digitale Transformation erleben wir derzeit eine massive Veränderung, die durch „Volatilität (Schnelllebigkeit), Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit)“ (Reese & Sommerhoff, 2018, S. 29) geprägt ist. Diese Dynamik verändert auch das Qualitätsmanagement selbst. Unternehmen reformieren ihr Qualitätsmanagement von traditionell eher starren hin zu agilen Systemen und stellen sich darauf ein, Veränderungen schnell, proaktiv und friktionsarm zu gestalten. Gerade im Bereich der beruflichen Bildung mit einer engen Anbindung an die Berufswelt sollte die Weiterentwicklung der Schule agile Prinzipien berücksichtigen.

Agile Prinzipien im Qualitätsmanagement sind:

  • „Klientenbedürfniszentrierung und kontinuierliche Klienteninteraktion,[1]
  • inkrementelles Vorgehen (Vorgehen in kleinen Schritten, besonders bei der Entwicklung und Planung),
  • iteratives Vorgehen (Vorgehen in sich wiederholenden Schritten, um sich einer idealen Lösung immer besser anzunähern),
  • Selbststeuerung (Mitarbeiter haben weitreichende Entscheidungsbefugnisse, weil sie viele Kundenbedürfnisse, Chancen und Risiken als Erste erkennen und daraufhin ohne Verzug reagieren können)“ (Reese & Sommerhoff, 2018, S. 31).

[1] Klienten können im Rahmen von QmbS Schüler, Lehrkräfte, Eltern, Ausbildungsbetriebe und weitere Bildungspartner sein.

QmbS ist ein agiles, anpassungsfähiges System

Die Besinnung auf die agilen Prinzipien des Qualitätsmanagements soll belegen, dass QmbS sich nicht als starres System versteht, bei dem Routinen und Prozesse dogmatisch zur Anwendung kommen: Seine Strukturen werden den jeweiligen Aufgaben und Themen und den Erwartungen und Interessen der Beteiligten angepasst.

Konkret bedeuten die agilen Prinzipien für eine QmbS-Schule:

  • Die Anliegen der Lernenden und der Lehrkräfte sind die wichtigsten Ausgangspunkte für die Qualitätsarbeit.
  • Die kontinuierliche Interaktion bzw. Kommunikation zwischen den Beteiligten (Schulleitung, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Bildungspartner) ist ein wesentlicher Gelingensfaktor von QmbS.
  • Eine gut funktionierende Qualitätsentwicklung lebt auch von sich wiederholenden Aktivitäten und den schrittweisen Verbesserungen aufgrund der Erfahrungen, die dabei gemacht wurden.
  • Vor allem von den Lehrkräften wird Eigeninitiative erwartet. Die Führungspersönlichkeiten an der Schule sollten die Lehrkräfte in ihrer Eigenverantwortung stärken.

Agilität beweist eine QmbS-Schule, wenn sie reaktionsschnell auf unvorhergesehene Veränderungen reagieren und ihre Arbeitsstrukturen entsprechend anpassen kann.