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Wie verläuft ein erfolgreiches Feedbackgespräch?

Zusätzlich zu den allgemeinen Feedbackregeln werden im Folgenden situationsspezifische Informationen zum Gelingen und Verlauf eines kollegialen Feedbackgesprächs gegeben.[1]

Die Nachbesprechung der hospitierten Stunde ist schon in einem ersten Durchlauf sehr bedeutsam für den Aufbau einer positiven Haltung des FN zur kollegialen Hospitation (vgl. Ludwig & Kempfert, 2015, S. 168). Deshalb sind Behutsamkeit auf kommunikativer Ebene und Erkenntnisgewinn auf inhaltlicher Ebene wichtige Größen.

Aspekte für ein gelingendes Gespräch:

  • Im Gespräch besteht ein symmetrisches Verhältnis im Sinne einer Lernpartnerschaft. Das Experten-Novizen-Verhältnis aus dem Unterricht unreflektiert auf die Feedback-Beziehung zu übertragen, ist unbedingt zu vermeiden.
  • Ein wesentlicher Gelingensfaktor ist Achtsamkeit in der Kommunikation: Vor allem der FG muss beachten, dass es verschiedene Ebenen einer Botschaft gibt und nicht nur den inhaltlichen Kern einer Aussage. Unbedachte Formulierungen können zu tiefen Verletzungen führen, die oft unbemerkt bleiben, weil der Getroffene darüber schweigt. Umgekehrt ist es wichtig, kränkende oder irritierende Aussagen anzusprechen, um die Beziehung nicht längerfristig zu belasten.[2]
  • In den Phasen des Nachdenkens treten längere Pausen und Stockungen im Gesprächsfluss auf. Diese sind natürlich und wertvoll und sollten auch bewusst zugelassen werden, ohne dass sie als unangenehm oder peinlich erlebt werden.
  • Bei der Mitteilung der Feedbackergebnisse versucht der FG zwischen objektiven Beobachtungen bzw. Wahrnehmungen und ihrer subjektiven Interpretation zu trennen, auch wenn diese Trennung nicht immer leicht fällt.[3]

Möglicher Verlauf des Gesprächs:

  • Zunächst stellt der FG die gesammelten Beobachtungen vor, die sich ja ausschließlich auf den Beobachtungsauftrag beziehen, und klärt Verständnisfragen des FN – noch ohne eine subjektive Deutung bzw. Bewertung vorzunehmen.
  • Der FN reflektiert über die Ergebnisse, spricht über Übereinstimmungen und Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung bzw. über erwartete Befunde und überraschende Erkenntnisse. Diese Selbstreflexion wird durch Fragen des FG angestoßen und durch Zusammenfassungen im Sinne des aktiven Zuhörens begleitet.
  • Mit der Selbstreflexion verbunden sind die eigene Deutung der Ergebnisse und Überlegungen zum Erreichen der im Vorgespräch thematisierten Wertvorstellungen und Ziele beim Unterrichten.
  • Diese Reflexion mündet in den gemeinsamen Austausch verschiedener Interpretationsmöglichkeiten der Beobachtungen.
  • Überlegungen zu Handlungsalternativen der unterrichtenden Person schließen sich an. Der FG bringt nur nach Aufforderung eigene Ideen ein; dabei sollte er vorsichtig formulieren, um den Eindruck von Besserwisserei bzw. Überlegenheit zu vermeiden.
  • Am Ende überlegt der FN – in der Regel angestoßen durch Fragen des FG –, welche konkreten Änderungen er nach den Erkenntnissen aus dem Gespräch an seinem unterrichtlichen Handeln anstrebt; diese Veränderungsziele werden vom FN schriftlich festgehalten.

Der Nachhaltigkeit dient, wenn vereinbart wird, dass der FG bei seinem Hospitationspartner nach einigen Wochen zu den Veränderungen bzw. den Erfahrungen damit nachfragt.


[1] Der Verlauf entspricht in etwa Ludwig & Kempfert (2015), wo vier Phasen abgegrenzt werden (S. 174, Tab. 4).

[2] Zu den Risiken auf kommunikativer Ebene vgl. ausführlicher Ludwig & Kempfert, 2015, S.168 ff.

[3] Diese Trennung betont auch das VIEW-Schema, das über die „Subjektive Verhaltenswahrnehmung“ und die „Subjektive Interpretation“ noch hinausgeht mit „Subjektiver Empfindung“ und „Subjektivem Verhaltenswunsch“ (vgl. Sassenscheidt, 2015, S. 310)