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Welche Qualitätskriterien thematisiere ich im Individualfeedback?

Als Entwicklungsinstrument dient IF dazu, das eigene Handeln positiv zu verändern. Weil in der Schule dieses Handeln auf ein Gegenüber gerichtet ist, wird man als Lehrperson oder als Führungskraft das IF sicherlich dazu nutzen, sein Handeln besser auf den Adressaten abzustimmen.

Diese Abstimmung des Handelns auf den Adressaten, seine Voraussetzungen, Bedürfnisse, Interessen und Erwartungen, gehört im schulischen Kontext zu den Qualitätskriterien beruflicher Tätigkeit.

Qualitätskriterien bzw. Qualitätsmaßstäbe, die man an seine Arbeit anlegt, spielen eine zentrale Rolle für die Professionalisierung des eigenen Handelns. Eine Lehrkraft möchte „guten“ Unterricht halten, ein Schulleiter hat das Ziel, die Schule „gut“ zu leiten. IF hilft dem FN, sein Handeln in qualitativer Hinsicht besser einschätzen zu können. Dabei wird er sich an wissenschaftlich fundierten oder auch selbst definierten Qualitätskriterien für seinen Aufgabenbereich orientieren und IF als eine Form der Selbstevaluation nutzen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Nicht alle Qualitätskriterien für den Aufgabenbereich des FN sind sinnvoll und geeignet für ein IF, sondern nur eine Teilmenge an Kriterien.

Von der Gesamtheit der Kriterien, die die Arbeitsqualität des FN erfassen können, brauchen diejenigen nicht in ein IF aufgenommen zu werden, die objektiv messbar sind und damit vom FN selbst überprüft werden können. Beispiele für den Unterricht sind die Pünktlichkeit des Beginns oder die Frage, wie häufig bestimmte Methoden oder Medien, z. B. iPads, zum Einsatz kommen.

Zudem sollte ein FG nicht befragt werden zu Aspekten des FN-Handelns, die er nicht einschätzen kann, weil er entweder keinen Einblick in diesen Tätigkeitsbereich hat oder weil er nicht die notwendige Kompetenz für die Einschätzung besitzt. Beispielsweise kann sich die Gesamtheit der Lehrkräfte nicht zum Führungsverhalten der Schulleiterin bzw. des Schulleiters gegenüber den Fachbetreuern und Abteilungsleitern äußern, weil die meisten Kollegen keinen unmittelbaren Einblick in diesen Tätigkeitsbereich haben. Und Schüler können sehr wohl die Nachvollziehbarkeit der Notengebung und die Transparenz der Leistungsanforderungen einschätzen, doch fehlt ihnen die Kompetenz, sich zu einem Kriterium „Gerechtigkeit der Notengebung“ äußern zu können.

Zudem ist es nicht sinnvoll, Kriterien in ein IF aufzunehmen, zu denen man als FN keine Veränderung vornehmen kann oder will. Zum Beispiel gehören Fragen zu Rahmenbedingungen wie dem Stundenplan nicht in ein Schülerfeedback, wenn die Lehrperson keinen Einfluss darauf hat. Auch sollte eine Lehrkraft beispielsweise keine Einschätzungen zum Hausaufgabenpensum einfordern, wenn sie vom Umfang der Hausaufgaben von vorneherein nicht abrücken möchte.

Werden derartige, wenig geeignete Kriterien bei einem IF abgefragt, ergeben sich ungünstige Folgen: Wenn der FN im IF Aspekte zur Disposition stellt, die er nicht ändern kann oder will, muss er die in Aussicht gestellten Einflussmöglichkeiten des FG nach dem IF wieder zurücknehmen bzw. seine aus FG-Sicht mangelnde Flexibilität erklären; beides hat eine demotivierende Wirkung auf den FG. Werden Kriterien ins IF aufgenommen, zu denen sich der FG aus Gründen des Einblicks oder der Kompetenz eigentlich gar nicht äußern kann, orientiert sich der FN an einem verzerrten Ergebnis und der FG erlebt sich in einer stärker beurteilenden Rolle, die über die subjektive Wahrnehmung eines FG hinausgeht. Auch die Abfrage objektiv feststellbarer Sachverhalte, wie z. B. die Häufigkeit des Medieneinsatzes, erweckt den Eindruck einer Beurteilung oder Bewertung des FN; zudem beanspruchen solche unnötigen Aspekte wertvolle Zeit.

Aus Gründen der Zeit bzw. des Umfangs eines IF wird der FN aus den verbleibenden, für ein IF sinnvollen Qualitätskriterien diejenigen auswählen, die er in der konkreten Feedbacksituation als bedeutsam für seine Arbeit einstuft oder die ihn einfach besonders interessieren. Dabei ist ihm immer bewusst, dass das Ergebnis eines IF, das sich an Qualitätskriterien orientiert, nur einen Ausschnitt seiner Arbeit aus der subjektiven Sicht eines einzelnen FG-Person oder einer FG-Gruppe beleuchtet.

Ein IF kann in diesem Sinne einen Anhaltspunkt für die qualitative Einschätzung des eigenen Handelns geben und – vor allem im Auswertungsgespräch – hilfreiche Impulse für eine Qualitätsverbesserung liefern; ein IF ist aber weder dafür gedacht noch dazu geeignet, die Qualität der FN-Tätigkeit umfassend oder objektiv zu messen, wie es in einer wissenschaftlichen Evaluation angestrebt wird.