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Prozess A: Vom Individualfeedback überzeugen

Entscheidend ist, dass die Kollegen von der Sinnhaftigkeit und dem Nutzen des IF überzeugt werden bzw. sind und IF als Chance zur Weiterentwicklung begreifen. Denn die innere Haltung ist ausschlaggebend dafür, inwieweit das Potenzial in Bezug auf die Wirksamkeit ausgeschöpft wird.

  • Vorsicht ist geboten, IF als Hinzutreten von etwas Neuem bzw. als Prozess des „Dazulernens“ im Kollegium einzuführen. Denn dann könnte die Bereitschaft zur Annahme eher gering ausfallen, zumal IF zunächst mit zusätzlichem Aufwand und mit Anstrengung einhergeht.
  • Vielmehr empfiehlt es sich, einen Prozess des „Umlernens“ einzuleiten,[1] d. h. bereits bestehende Grundannahmen und Einstellungen in den Blick zu nehmen und bei den Kollegen das Bedürfnis nach Veränderung zu wecken. Dieses könnte durch folgende Leitfrage aufgezeigt werden: „Was tue ich bisher, um die Wirkung meines Handelns auf mein Gegenüber einschätzen zu können – und zwar ohne Wahrnehmungs- und Deutungsverzerrung meinerseits?“ Durch die Reflexion der bestehenden, nun in Zweifel gezogenen Praxis können Offenheit und echtes Interesse geweckt werden, durch IF Rückmeldungen zum eigenen Wirken einzuholen.
  • Auch durch folgende Leitfragen können Lehrkräfte für das IF gewonnen werden: Wie kann ich Entwicklungspotenzial für meinen Unterricht erkennen? Oder: Wie kann ich meinen Unterricht möglichst gut auf die jeweilige Klasse abstimmen?
  • Wegen der Anknüpfung an bestehende Werte und Haltungen im Kollegium müssen Schulen bei der Überzeugungsarbeit ihren individuellen Weg finden. Dabei sind zwei allgemeine Grundsätze beachtenswert:
    (1) Angesehene Mitglieder des Kollegiums, seien es Führungspersonen oder informelle Wortführer, haben großen Einfluss auf die Meinungsbildung in einer Gruppe.

    (2) Die Einführung einer Neuerung braucht kollektives Lernen. Dafür sind Veranstaltungen im gesamten Kollegium förderlich, bei denen im Idealfall eine gruppendynamische Aufbruchsstimmung entsteht.[2]

  • In der Praxis lassen sich Lehrpersonen erfahrungsgemäß für IF interessieren und gewinnen, wenn anerkannte Kolleginnen und Kollegen von ihren positiven Erfahrungen mit IF berichten, dabei ihren persönlichen Gewinn unterstreichen und erklären, wie sie IF konkret durchgeführt haben. Dies kann auf informeller Ebene geschehen oder im Rahmen schulischer Veranstaltungen wie einer Konferenz, einer schulinternen Lehrerfortbildung oder an einem Pädagogischen (Halb-)Tag, wo kollektives Lernen erfolgt.

[1] Zum sog. Transformationsprozess bei Kulturveränderungen s. Landwehr 2015, S. 386 und 390.

[2] Siehe dazu ausführlicher Landwehr, 2015, S. 387.