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Planung des Schülerinnen- und Schülerfeedbacks

Nachdenken über den eigenen Unterricht

Die Lehrkraft muss sich für den Lernerfolg ihrer Schülerinnen und Schüler verantwortlich fühlen und ihren eigenen Unterricht sowie ihr erzieherisches Handeln ständig aufs Neue reflektieren, um professionell, schüler- und zielorientiert zu arbeiten.

Dazu gehört es, sich eine Rückmeldung von den Schülerinnen und Schülern zu bestimmten Bereichen des beruflichen Handelns einzuholen. Genauso entscheidend ist es aber, Feedbacks auf den verschiedensten Ebenen wahrzunehmen und das eigene Lehrerverhalten danach auszurichten.

Beispiele

Die Stimmung (z. B. Müdigkeit/Langeweile) während des Unterrichts verändert sich. Ich passe deshalb meine Unterrichtsmethode daran an.

Schülerinnen und Schüler bearbeiten Aufgaben im Unterricht unterschiedlich schnell, dadurch entsteht Unruhe. Um dem vorzubeugen, biete ich das nächste Mal Differenzierungsmaterial an.

Wieviel von dem, was im Unterricht behandelt wurde, ist vier Stunden später noch greifbar? Was kann ich als Lehrkraft tun, damit sich die Schülerinnen und Schüler Unterrichtsinhalte besser merken können?

Anstatt während der letzten zehn Minuten noch schnell zu versuchen, ein Unterrichstvorhaben durchbringen, sollte sich die Lehrkraft schon aus motivationalen Gründen Zeit dafür nehmen, das sichtbar zu machen, was in dieser Stunde behandelt wurde. 

Schulaufgaben stecken voller Informationen über unseren Unterricht. Erst eine differenzierte Analyse der Schülerleistungen bieten Ansatzpunkte für die Beratung.

Beispiel Kompetenzbereiche:

Schlechte Leistungen im Bereich Reproduktion und Reorganisation bei guten Transferleistungen bedeuten, den Lernenden zu mehr Fleiß zu animieren.

Gute Leistungen im Bereich Reproduktion und Reorganisation aber schlechte Leistungen im problemlösenden Denken lassen darauf schließen, dass die Schülerin bzw. der Schüler zwar fleißig, kognitiv aber überfordert ist.

Literatur

Bastian, J., Combe, A. & Langer, R. (2016). Feedback-Methoden. Erprobte Konzepte, evaluierte Erfahrungen. Weinheim und Basel: Beltz.

Helmke, A. (2012). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Seelze-Velber: Kallmeyer.

Meyer. H. (2008). Was ist guter Unterricht. Berlin: Cornelsen.

Meyer, M. & Jansen, C. (2019). Schülerleistungen als Feedback nutzen. Wissen sichtbar machen, in: Friedrich Jahresheft (37), S. 96-98.

Die Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen, die sich aus der Verarbeitung all dieser Schülerrückmeldungen ergibt, sollte für die Lehrkraft zu einer selbstverständlichen Haltung werden. Genauso sollte den Lernenden die Bedeutung des (aktiven) Feedbacks, das sie ihrer Lehrkraft geben, bewusst werden, um damit nicht nur die Motivation, sondern auch die Verantwortung für das eigene Lernen zu internalisieren.


Einsatzmöglichkeiten des Schülerinnen- und Schülerfeedbacks

Ein Schülerinnen- und Schülerfeedback kann sich auf den Unterricht der Lehrkraft im Allgemeinen beziehen; oder es kann ein bestimmtes Thema bzw. einen Aspekt des Unterrichts in den Blick nehmen: z. B. Hausaufgaben, Verständlichkeit der Lehrersprache, ein Klassenprojekt, eine Lektüresequenz im Fach Deutsch.

In der Regel holt die Lehrperson Schülerfeedback am Ende einer Lerneinheit oder eines bestimmten unterrichtlichen Zeitraums ein. Bezugspunkt des Feedbacks ist vergangener, erlebter Unterricht und dessen subjektive Wahrnehmung durch die Schülerinnen und Schüler. Das Schülerfeedback sollte auf eine überschaubare Zeitspanne des Unterrichts gerichtet sein: z. B. eine Unterrichtsstunde, eine Unterrichtseinheit, eine Woche oder ein Schulhalbjahr. Um die Wirksamkeit zu erhöhen, sollte ein schmaler Zeitausschnitt gewählt werden.

Schülerinnen- und Schülerfeedback kann auch am Beginn von Unterrichtseinheiten mit Blickrichtung nach vorne eingesetzt werden (prospektives Feedback). Die eingeholten Informationen zeigen der Lehrperson, wo sie ansetzen kann, und helfen den künftigen Unterricht besser auf die Lerngruppe abzustimmen. Für die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung ist es z. B. wichtig zu wissen, in welchen Bereichen die Schülerinnen und Schüler selbst noch Übungs- bzw. Unterstützungsbedarf sehen und wo sie sich sicher fühlen.

Feedback kann auch unterrichtsbegleitend erhoben werden, indem sich die Schülerinnen und Schüler zu einer aktuellen Situation im Lernprozess spontan äußern. Hier werden i. d. R. non-verbale Methoden eingesetzt; die Lehrperson kann unmittelbar auf die Rückmeldungen reagieren (zur Unterscheidung der Feedbacks zu Beginn, am Ende oder unterrichtsbegleitend vgl. Bastian, Combe & Langer, 2016, S.125 ff).


Klärungen vor der Durchführung

  • Zu welchen Ausschnitten meines beruflichen Handelns möchte ich ein Feedback einholen? Welche Aspekte interessieren mich?
  • In welcher Klasse, in welchem Fach führe ich das Feedback durch?
  • Über welchen Zeitraum (Stunde, Unterrichtssequenz, Woche …) möchte ich ein Schülerfeedback einholen?
  • Welche Methode bietet sich an? Wo finde ich passende Aspekt- bzw. Itemsammlungen oder konkrete Instrumente, die ich verwenden oder aus denen ich Anregungen entnehmen kann – und zwar zu den Bereichen bzw. Aspekten, die mich interessieren?
  • Vorsicht bei offenen Antwortfeldern: Manchmal - erfahrungsgemäß nur sehr selten - nutzen Schüler die Anonymität einer Befragungen für unsachliche, unqualifizierte oder sogar verletzende Bemerkungen. Zu meinem eigenen und zum Schutz der Schüler selbst muss ich sehr genau abwägen, ob ich offene Anwortmöglichkeiten in einem Fragebogen vorsehen kann (vgl. auch: Hilfe und Unterstützung beim Umgang mit den Ergebnissen eines Individualfeedbacks).

Ausgangspunkt muss immer die jeweilige Schülerschaft sein. Deshalb ist es notwendig, Fragen oder Fragebögen zu sichten und an die individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und die Interessenlage der Lehrkraft anzupassen.

Bei der Verwendung eines Fragebogens bietet sich der Einsatz von empirisch geprüften, validen Instumenten an. Sie bestehen aus einer festen Anzahl von Items, die der Forschung entsprechend ein bestimmtes Konstrukt, etwa ein Merkmal guten Unterrichts wie die Förderung selbstgesteuerten Lernens, abbilden.

Lehrkräfte stellen je nach Erkenntnisinteresse häufig auch eigene Fragebogen zusammen. Man kann dabei auf bewährte Items zurückgreifen. Unter der Rubrik "Fragenbogen und Itemsammlungen" finden sich Instrumente und Items zu vielfältigen Aspekten des Unterrichts.