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Einführung der Klasse und Durchführung

Vor der Durchführung eines wirksamen Schülerinnen- und Schülerfeedbacks ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Schülerinnen und Schüler als Feedbackgeber den Sinn des Prozesses begreifen und die richtige Grundhaltung einnehmen.

Die Lehrerin oder der Lehrer nimmt in einem ersten Gespräch mit der Klasse über das Schülerinnen- und Schülerfeedback einen entscheidenden Einfluss auf die Haltung der Schülerinnen und Schüler.

Einige haben vielleicht schon einmal Feedback gegeben. Damit ist aber nicht sichergestellt, dass der Prozess thematisiert worden ist, dass sie das Ziel des Feedbacks verstanden haben und dass sie sich über ihre Rolle als Feedbackgeber im Klaren sind. Die Lehrkraft hat hier die wichtige Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern ihre Rolle bei der Mitgestaltung ihres eigenen Lernprozesses, des Unterrichts und bei der Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit etc. deutlich zu machen. Auf dieses erste Gespräch sollte daher ein besonderes Augenmerk gelegt werden. 

Was wird besprochen?

„Feedback“ ist eine Rückmeldung. Es gibt immer einen Feedbacknehmer und einen Feedbackgeber. Die Feedbacknehmerin bzw. der Feedbacknehmer bittet die Feedbackgeberin bzw. den Feedbackgeber um eine Rückmeldung zu seinem Handeln.

Feedback soll helfen, den Unterricht zu verbessern. Die Lehrkraft hält den Unterricht nicht für sich selbst, sondern für die Schülerinnen und Schüler, damit sie viel und gerne lernen.

Der Unterricht wird von der Lehrkraft gesteuert. Deshalb beziehen sich die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler zumeist auf das Handeln der Lehrkraft.

Die Lehrkraft reagiert aber in ihrem Handeln auf das Verhalten der Schülerinnen und Schüler. Deshalb kann bei der späteren Besprechung des Feedbacks auch das Verhalten der Klasse oder einzelner Schülerinnen oder Schüler zur Sprache kommen.

Beim Feedback geht es immer um Aspekte, die verändert werden können - entweder von der Lehrkraft oder von den Schülerinnen und Schülern (es bringt z. B. nichts, den Nachmittagsunterricht schlecht zu finden).

Es gibt verschiedene Situationen für ein Feedback, z. B. geben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Fortbildung der Referentin oder dem Referenten zum Schluss ein Feedback oder eine Lehrerin oder ein Lehrer holt sich Feedback von einer Kollegin oder einem Kollegen. Nach einem Fußballspiel gibt die Trainerin oder der Trainer seinen Spielerinnen und Spielern ein Feedback. Beim Schülerinnen- und Schülerfeedback geben die Schülerinnen und die Schüler der Lehrkraft Rückmeldungen zum Unterricht.

Um konstruktiv und wirksam zu sein, folgt ein Feedback klaren Regeln (vgl. Bastian, Combe, & Langer, 2016, S. 120). Diese Regeln sollten den Schülerinnen und Schülern vertraut sein.

Feedback erfordert eine Kultur gegenseitigen Vertrauens. Eine anonyme Rückmeldung der Schülerinnen und Schüler ist je nach gewählter Methode nicht immer möglich (vgl. Blitzlichtmethode), nötig oder sogar sinnvoll. Denn je konkreter Hinweise der Feedbackgeber sind, desto verständlicher sind sie für die Feedbacknehmerin bzw. den Feedbacknehmer und desto leichter lassen sich Konsequenzen für das eigene Handeln daraus ziehen.

Vor allem bei dem Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern über die Ergebnisse des Feedbacks, dort, wo Erläuterungen und Begründungen für die Einschätzungen gewünscht werden, sind offene Aussprachen unverzichtbar.

Für ein möglichst objektives Feedback kann eine anonyme Rückmeldung aber hilfreich sein: Die Einschätzungen der Schülerinnen und Schüler werden bei schriftlichen, anoymen Befragungen weder durch Ängste oder Rücksichtnahmen gegenüber der Lehrkraft noch durch die Nachahmung von Meinungsführerinnen und Meinungsführern in der Klasse verzerrt.

Ein schriftliches Feedback erfolgt anonym, d. h. die Schülerinnen und Schüler geben nicht ihren Namen an. Denn es geht nicht darum, wer etwas meint; es geht vielmehr um die Summe der einzelnen Meinungen.

Erfahrungsgemäß sind die Schülerinnen und Schüler sehr motiviert, ein Feedback zu geben und an Verbesserungen ihres Unterrichts mitzuwirken. Sie fühlen sich dadurch in hohem Maße wertgeschätzt. Trotzdem ist darauf hinzuweisen, dass der Feedbacknehmer um eine Rückmeldung bittet und die Teilnahme an einem Schülerinnen- und Schülerfeedback freiwillig ist.

Das gesamte Verfahren des Feedbacks, von der Themen- und Zielsetzung über die Auswahl der Methoden und Fragen bis hin zur Auswertung und zur Rückmeldung der Ergebnisse, liegt in der Hand der Feedbacknehmerin bzw. des Feedbacknehmers.

Die zur Durchführung von Feedbacks angebotenen Befragungstools erfüllen die datenschutzrechtlich geforderten Bedingungen.

Warum ist Schülerinnen- und Schülerfeedback so wichtig?

Die Lehrkraft strengt sich an, sie sieht den Unterricht aber nur aus ihrer eigenen Sicht. Wichtig ist es zu erfahren, wie der Unterricht auf die Schülerinnen und Schüler wirkt, wie sie ihn wahrnehmen. (“Vielleicht erlebt ihr das ja ganz anders, als ich mir das vorstelle.“) An diesem Punkt besteht für die Lehrerin oder den Lehrer die Chance, den Fokus der Lernenden auf deren Bedeutsamkeit und ihre Möglichkeit der Einflussnahme auf den Unterricht zu richten.

Besonders erhellend ist ein Schülerinnen- und Schülerfeedback, wenn die Lehrkraft zuvor eine Selbsteinschätzung zu den Aspekten vorgenommen hat, zu denen sie um Rückmeldung gebeten hat. Die Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung stoßen dazu an, Gründe dafür zu suchen und das eigene Handeln und Verhalten zu reflektieren.

Jeder nimmt den Unterricht anders wahr. Beim Feedback werden die Sichtweisen von allen Schülerinnen und Schülern der Klasse gesammelt. Wichtig ist dabei, dass jede/r nur seine eigene, ganz persönliche Einschätzung abgibt und dass jede bzw. jeder die Fragen ehrlich beantwortet.

Wenn eine Lehrkraft den gleichen Stoff in zwei Parallelklassen oder ein Jahr später noch einmal durchnimmt, fällt der Unterricht manchmal ganz anders aus. Denn die Schülerinnen und Schüler in einer anderen Klasse verhalten sich anders, haben andere Vorkenntnisse, Bedürfnisse und Vorlieben. Deshalb kann sich eine Lehrkraft nicht auf die Rückmeldungen nur einer Klasse verlassen, sondern muss sich immer wieder ihrer Wirkungen bei den Schülerinnen und Schülern vergewissern.

Wie wird darüber gesprochen?

Die Informationen müssen sprachlich und inhaltlich an das Alter und das Verständnis der Schülerinnen und Schüler angepasst werden. Empfehlenswert ist es, sie in der Klasse dialogisch in der ersten und zweiten Person anzusprechen (z. B. „Ihr gebt jetzt bitte ein Feedback zu einem bestimmen Unterrichtsthema ab, über das ich gerne mehr wissen möchte.“)

Bei der Klärung des Schülerinnen- und Schülerfeedbacks ist die Verneinung durch „nicht“, „kein“ usw. unbedingt zu vermeiden, weil diese Wörter bekanntlich leicht übersehen oder nicht mit abgespeichert werden. Also sollte z. B. nicht formuliert werden: „Schülerinnen- und Schülerfeedback ist keine Beurteilung oder Benotung der Lehrkraft“ (im Gedächtnis bleiben: „Beurteilung“ und „Benotung“); oder auch „Veränderungen im Unterrichten werden nicht von den Schülerinnen und Schülern bestimmt.“ Eine Thematisierung des Feedback-Prozesses mit ausschließlich positiven Formulierungen hilft, in der Schülerschaft die gewünschte konstruktive Feedbackkultur aufzubauen.

Literatur

Bastian, J., Combe, A. & Langer, R. (2016). Feed-back-Methoden. Erprobte Konzepte, evaluierte Erfahrungen. Weinheim und Basel: Beltz.

Feedbackregeln:

Buhren, C. G. (2015). Feedback - Definitionen und Differenzierungen, in: Buhren, C. G. (Hrsg.): Handbuch Feedback in der Schule. Weinheim und Basel: Beltz.

Landwehr, N. (2007). Grundlagen zum Aufbau einer Feedbackkultur. Konzept, Verfahren und Instrumente zur Einführung von lernwirksamen Feedbackprozessen. Bern: hep.

Downloads


Durchführung des Schülerinnen- und Schülerfeedbacks

Die Klasse über die Ziele und das Vorgehen informieren

Vor dem Einholen des Feedbacks werden die Schülerinnen und Schüler darauf hingewiesen,

  • welche Ziele mit einem Feedback verfolgt werden,
  • dass sie um ihre ganz persönliche Sicht zu bestimmten Aspekten des Unterrichts gebeten werden,
  • dass sie Fragen aufrichtig beantworten sollen,
  • dass die Befragung im Falle des Einsatzes von Fragebogen anonym durchgeführt wird.

Die Lehrkraft erklärt, dass die Ergebnisse besprochen und Konsequenzen für die Zukunft daraus abgeleitet werden. 

Feedback von den Schülerinnen und Schülern einholen, Selbsteinschätzung vornehmen

Danach wird das Feedback von den Schülerinnen und Schülern eingeholt. Gleichzeitig oder schon im Vorfeld führt die Lehrkraft zu den abgefragten Aspekten eine Selbsteinschätzung durch.